Während meiner zweiwöchigen Reise durch Asien habe ich mir auch einen Eindruck von der „Luxusenklave“ Südostasiens verschafft. In Singapur, der Löwenstadt, fühlt man sich als Köln-Mülheimer alles andere als fremd. Zum liegt das an der genauso modernen Infrastruktur, zum anderen daran, dass man als Deutscher überall in der Minderheit ist. Ganz so luxuriös ist es nicht überall, die Stadt hat auch andere Seiten.
Da macht es KLONG im Level 33. Level 33, weil man in einer Bar im 33. Stock residiert und über die Skyline Singapurs schauen kann. Besonders bei Nacht und ohne dicke Glasscheibe ist das unglaublich beeindruckend. Nach 12 Stunden Flug genehmige ich mir mit zwei Freunden eine Erfrischung.
Das Stadtzentrum zwischen Orchard Road und Marina Bay macht das aus, womit man Singapur wohl als Erstes auch assoziiert. Mehrere riesige Shoppingmalls, Luxushotels, Geschäftsleute, Skyscraper…fällt mir noch ein deutsches Wort ein? Nein. Alles ist sehr höflich, äusserst chic, aber auch verdammt teuer.
Da Singapur sehr viele Waren und Ressourcen importieren muss, greift man hier tief in die Tasche. Für Essen mag das nicht immer unbedingt gelten, für Kleidung, Benzin und Strom (habe ich mir sagen lassen) jedoch schon.
Am südlichen Teil der Halbinsel, dort wo die ersten Europäer einst an Land gingen und einen Meerlöwen gesehen haben wollen, befindet sich das riesige Resort Marina Bay. Für viele Millionen Singapore Dollar einst in die Höhe gezogen, fügen sich hier Einkaufsmeilen, Hafenpromenade und Marina Bay Barrage. Die Barrage ist ein Ausflugshügel, auf dem man den Damm und weite Teile der Südstadt sehen kann – nachts ein grosses Spektakel zusammen.
Im Zentrum steht sicher das Marina Bay Sands, dreigestirniges Hotel und weltbekannt. Durch eine unterirdische Unterführung kommt man vom grössten Einkaufszentrum dort herüber. Geschäftsmänner aller Welt treffen sich hier, viele Arbeitsplätze sind hier ebenfalls entstanden.
Fullerton Hotel
Direkt vor der Riverpromenade gelegen, mit Sichtkontakt zum Merlion, Singapurs Wahrzeichen, steht das Fullerton Hotel. Es verfügt über 400 Räume und Suites, Swimmingpool, Fitness Center und Spa. Benannt wurde es nach Robert Fullerton, dem ersten britischen Statthalter in den Straits Settlements.
Weite Wege vermeiden und im Zentrum bleiben war mir wichtig. Zum Flughafen im Südosten sind es von hier lediglich 20 Kilometer. Zwar sind auch im Norden Attraktionen, doch jene kann man an 1 Tag „abarbeiten“.
Suppenküche Willing Hearts
Neben dem „Singapore Zoo“ ist dies zum Beispiel auch die ehrenamtliche Versorgungsstelle Willing Hearts. Sogar im ersten Radiokanal wird darauf aufmerksam gemacht. Unter der Schirmherrschaft einiger weniger Beherzter bereiten Freiwillige in Rotation Mittagessen für arme und bedürftige Leute zu.
Es sind zumeist Ältere, die sich nur unzureichend im täglichen Leben versorgen können. Das Rentensystem in Singapur sieht als Grundsicherung nicht viel vor, wer nicht viel arbeiten konnte, ist klar benachteiligt. Auch in Singapur gibt es das, die Altersarmut. Aber genauso eben auch die Solidarität der Wenigen, die sich der Schwachen annehmen.
Ganz früh schon muss man da sein, um sich in die verschiedenen Arbeitsbereiche einteilen lassen zu können. 9 Uhr morgens fängt man bereits zu schnippeln an. Karotten, Zwiebeln, allerlei asiatisches Gemüse kommt in grosse Töpfe, die Wege sind umso kürzer, je mehr Helfer jeden Tag da sind. Echt klasse, finde ich.
Singapur hat vieles zu bieten
Singapur, die kalte Stadt? Das kann ich mittlerweile verneinen. Klimatisch schon gar nicht, aber auch nicht sozial. Die Menschen sind scheu, meiden zu engen Kontakt und grüssen einander in der Nachbarschaft nicht. Aber sie sind sehr solidarisch, und ich denke, das ist auch geografisch-politisch bedingt.
In Singapur gibt es kaum Kriminalität, die Grenzkontrollen sind stark, die Wirtschaft floriert und von Naturkatastrophen ist die Insel auch verschont. Das wird auch noch eine Weile so bleiben. Nur, all dies lockt Neid und Beutefänger an. In Singapur selbst haben diese keine Chance, aber ausserhalb des Landes droht stets Gefahr.
Fast jeder Singaporeaner, der einmal in Malaysia, Vietnam, Thailand oder China war, hat schlechte Erfahrungen gemacht. Einmal als Singaporeaner identifiziert, lauert Gefahr von „easy money make“ oder gleich von Überfällen. Die nächstsicheren Länder sind mit Japan und Australien eine Ecke weg. So muss man als Nation zusammenstehen, und wenn es auch „nur“ im Inland so ist. Man kann sich helfen.
Für mich eine wichtige Erkenntnis, weil ich vorher recht voreingenommen war gegenüber der singaporeanischen Gesellschaft. Gern schaue ich wieder dort vorbei!